Kungsleden Nord-Süd – Teil 1a
Von Abisko nach Kvikkjokk
Im Teil 1a zunächst entweder bis Kebnekaise (im Winter)
oder nach Vakottavare (Sommer und Herbst)
Tourenschlüssel:
Wandern: 8-9 Tage (bis Vakottavare) und 14-15 Tage bis Kvikkjokk, 128 bzw. 204 km.
Skitour: Wird hier nur für die Route Abisko-Singi-Kebnekaise/Nikkaluokta empfohlen.
Dauer: 6 Tage plus 1 oder 2 Tage Reserve wg. evtl. Schlechtwetter, 107-120 km (bei
Abweichungen davon wird es schwieriger, bedarf viel Erfahrung).
Sommer und Winter mittelschwer, teilweise hochalpin. Als reine Hüttentour möglich.
Beste Zeit:
Wandern: 20. 7. - 15. 9.
Skitour: Ende März – Ende April
Karte(n):
Calazo/Tyvek-Karte “Kebnekaisefjällen“ 1:100 000
Calazo/Tyvek-Karte “Sarek & Padjelanta“ 1:100 000
oder
Fjällkartan BD 6 + BD 8 + BD 10 (BD 7 dann, wenn man vom Kungsleden nach Westen abweicht)
An der Tatsache, dass die STF-Fjällstation in
Abisko nahezu ganzjährig geöffnet hat,
erkennt man bereits, dass wir es hier mit
einem Top-Besuchermagneten zu tun haben
– am Haupteingang zum für schwedische
Verhältnisse kleinen Abisko Nationalpark
(77 km²).
Zugleich ist es der nördlichsten Beginn/das
Ende des Kungsleden, nahe der E10
und nur wenige Gehminuten von der
Erzbahn Kiruna – Narvik entfernt.
Koordinaten: N68.286147°, E18.591137°
Hier oben trifft man wirklich auf alle – aus aller Welt. Hier trifft man auf Reisende, die per
Interrail, zu Fuß, mit dem Mountainbike, per Kanu oder Wohnmobil unterwegs sind. Die einen
kommen zu wochenlangen Wildniswanderungen oder zum Angeln, die anderen ziehen im
Spätherbst oder Winter die Nordlichter an. Und natürlich kommen sie dann auch noch für Ski-
oder Hundeschlitten-Touren oder eben zum Eisloch-Fischen.
Die STF-Fjällstation in Abisko ist beides: Einerseits ein Hotelbetrieb mit Restaurant, andererseits
ist es aber auch eine klassisches „Vandrarhem“ (in einem separaten Gebäude) mit Mehrbett-
Wollgras
Zimmern und einer großen „Självhushållsavdelning“. Wörtlich übersetzt: Einer großen
„Selbsthaushaltsabteilung“, mit Küche, Kühlschränken etc. – für all jene, die ihr Essen selbst
kochen wollen („för den som vill laga maten själv“). Daneben gibt es auch Hütten zu mieten und
selbstverständlich die Möglichkeit im Zelt zu übernachten. Insgesamt verfügt STF-Abisko über
rund 377 Betten.
Kurz, in und um Abisko gibt es ziemlich viel Trubel. Erst recht, wenn dann zwischen Nikkaluokta
und Abisko auch noch das Fjällräven Classic-Event stattfindet (in 2022 von 12.-19. August); von
den einen als „Kult-Trekking“ hochgejubelt, von den andern als „betreutes Wandern“ abgetan.
Im Winter aber herrschen völlig andere Verhältnisse (Ausnahme: die Osterwoche). Deshalb
beschreibe ich die Route von Abisko via Sälka und Singi bis Kebnekaise zunächst einmal als
Skitour, setze die Routenbeschreibung ab Sälka aber auch als Wanderroute fort.
Generell gilt: Skiwanderungen kann man im lappländischen Hochgebirge auf zwei Arten erleben:
Entweder glaubt man sich im »Siebten Himmel« oder – bei Schneestürmen – in der »allerersten
Hölle«. Deshalb empfehle ich Skitouren in Nordschweden nicht vor Ende März/Anfang April. Die
Tage im April können schon etwas wärmer sein und die Abende länger hell.
Alle Hüttenwirte entlang des Kungsleden hängen morgens eine Wettervorhersage aus. Im
Zweifelsfall sollte man sich mit dem »Stugvärd« oder der »Stugvärdin« beraten. Lieber einen
Tag lang zuwarten, als risikoreiche Entschlüsse zu fassen. Die lebenswichtigste Regel heißt:
»Grabe dich im Notfall in die Tiefe!«
1. Tag: Abisko-Fjällst.-Abiskojaure, 15 km, 4-5 Std.
Jenseits der Bahnlinie Kiruna-Narvik beginnt der
markierte Kungsleden. Im Winter ist der zugefrorene
Abiskojåkkå-Fluß freilich nur anhand des Ufer-
saumes erkennbar. Ende April können die ersten
zehn Kilometer durch den Abisko-Nationalpark doch
schon recht pappig und teilweise schneefrei sein,
weil das gesamte Abisko-Tal im Wetterschatten der
westlichen Gebirgsmassive liegt. Wir folgen
selbstverständlich der mit roten Andreaskreuzen
gekennzeichneten Wintermarkierung bzw. den sehr
deutlichen Skispuren bis zum Nordost-Ende des
Abiskojaure-Sees oder auf samisch: Ábeskojávri. (Im
Sommer verläuft die Route ähnlich, doch führt sie
insgesamt drei Mal über Hängebrücken am
Nissonjohka, Ballinjohka und vor Abiskojaure über
den Kamajåkka.)
Unser Ziel sind die am Südwest-Ende liegenden Abiskojaure-Hütten (50 -75 Betten). Man kann
sich nun viel Zeit und Mühen ersparen, wenn man in Begleitung eines Einheimischen oder
Auf Hundeschlittentour: Tjäktjajåkka/Sälka
Kenners quer über den zugefrorenen See auf die Hütten zuläuft (nie ohne „Isdubben“, siehe
„Zehn Schritte bis zum Aufbruch, Schritt 3 Rucksack Teil 3). Andernfalls sollte man unbedingt
den roten Kreuzen oder dem See-Ufer folgen. Denn: Je näher wir zu den Hütten kommen, umso
größer wird die Gefahr einzubrechen (Wasserwirbel, Strömung an der Mündung des
Kamajåkka). Abiskojaure-Koordinaten: N68.286147°, E18.591137°
2. Tag: Abiskojaure-Alesjaure, 20 km, 5 - 6 Std.
Wir müssen unabhängig von der Sonne immer mit
Gletscherbrille gehen, um nicht schneeblind zu
werden. Unsere Skier zeigen nun tagelang nach
Süd-Südwest, und wenn die Sonne scheint,
gehen wir stundenlang auf sie zu.
Zuerst durchqueren wir das Kamajåkkå-Flusstal
bzw. folgen der Wintermarkierung, bis wir
zwischen dem Giron-Massiv (1543 m) und den
Nordhängen des Garddenvárri (1154 m) aufwärts ziehen. Giron ist das samische Wort für
Schneehuhn, daraus leitet sich der Name der Stadt Kiruna ab. (Deshalb auch das Schneehuhn als
Stadtwappen).
Der Aufstieg ist knapp zwei Kilometer lang, überwindet aber fast dreihundert Höhenmeter.
Linker Hand sehen wir die verschlossene Kieron-Hütte (STF, 4 Betten) und vor uns im Süden das
vergletscherte Kåtotjåkkå-Massiv (1991 m). Von nun an ist der markierte Skipfad ein flaches,
fast unbeschwerliches Vergnügen bis hin nach Alesjaure.
Wahrscheinlich werden wir jedoch feststellen, dass fast alle Skispuren die Kungsleden-
Wintermarkierung verlassen und auf den zugefrorenen Miesákjávri (771 m) zuhalten. Wir
können dieser Abweichung bei ausgezeichneter (!) Wetterlage folgen. (Sommer-Wanderer
bleiben logischerweise auf dem markierten Kungsleden.)
Am Südwest-Südufer dieses eisgepanzerten Sees liegt dann die Miesakjaurestugan. Diese Hütte
ist zwar offen, aber nicht öffentlich (gehört den Samen). So werden wir nur eine kurze
Rast einlegen. Danach geht es mühelos Richtung Südwesten (Skispuren) über den Alisjávri
hinweg (schwedisch: Alesjaure), bis wir nach etwa acht Kilometern an das Südende des Sees
kommen. Dort liegen die Alesjaure-Hütten (76 -100 Betten, Sauna). Falls sich unterdessen eine
Wetterveränderung abzeichnet, sollten wir sofort zu der am Westufer verlaufenden
Kungsleden-Markierung hinschwenken und dieser bis zum Südende des Alesjaure folgen.
Übrigens: Ab hier gibt es im weiteren Verlauf bis Kebnekaise so gut wie keine Mobilfunk-
Abdeckung (was selten ist, in Schweden). Allerdings gibt es, falls mal kein Stugvärd präsent sein
sollte, meist ein Nottelefon mit Verbindung zur schwedischen Fjällpolis. Doch haben die
Hüttenwirte häufig ein Satellitentelefon, über das man gegen Gebühr telefonieren kann/könnte.
Alesjaure-Koordinaten: N68.136673°, E18.414793°
Schneehuhn im Sommerkleid
Giron (samisch), Ripa (schwedisch)
3. Tag: Alesjaure-Tjäktja, 13 km, 3—4 Std. oder Alesjaure-Sälka, 25 km, 8 - 9 Std.
Vor Jahren noch war die Strecke Alesjaure-Sälka eine Muss-Tagestour, heute jedoch kann man
sich die immer noch problematische Route — wegen des 1150 m hohen Tjäktja-Passes — auf
zwei Tage aufteilen. Die ersten acht Kilometer durch das Alesätno-Tal (845 m) sind
unbeschwerlich. Ab der linker Hand liegenden Renwächter-Hütte steigt der südwestlich
ziehende Weg allmählich an und führt bis zur Höhenlinie 1020 m hinauf. Dort sehen wir schon
die Tjäktja-Hütte (33 Betten) am jenseitigen Ufer des Čeavččanjira liegen; für die Wanderer im
Sommer ist eine Brücke installiert. Tjäktja-Koordinaten: N68.051648°, E18.241082°
4. Tag: Tjäktja-Sälka, 12 km, 3 - 4 Std.
Ab der Hütte sind es jetzt nur noch drei Kilometer bis zum Tjäktja-Pass, auf dem nach wie vor
eine kleine Rastschutz-Hütte verankert ist. Doch dieses Teilstück hat’s durchaus in sich. Denn
das Gelände bildet eine Art flachliegendes »Kanonenrohr«. Dadurch gibt es oft starken
Gegenwind, und das kann Kraft kosten. Wer schließlich auf dem Passscheitel steht, kann sich auf
einen Paukenschlag gefasst machen. Der Tjäktja-Pass fällt nämlich nach Süden hin recht steil ab.
Die Abfahrt ist alpin und wird ein Vergnügen sein, vorausgesetzt, man ist die Kabel-Bindung
gewohnt. Im Tjäktjajåkka-Hochtal angekommen (900 m), geht es dann in süd-südöstlicher
Richtung bis an die vier Sälka-Hütten heran (51 -75 Betten). Sälka-Koordinaten: N67.946376°,
E18.281701°.
5. Tag: Sälka-Singi, 13 km, 3 - 4 Std.
Ab Sälka verlaufen die Sommer- und Winter-
markierung (die roten Andreaskreuze) etwas
getrennt voneinander, mitunter laufen sie
zusammen oder überschneiden sich. Nur sollte man
als Wanderer im Sommer auf dieser Strecke nie
dauerhaft der Wintermarkierung folgen, weil die
Winterweg-Führung in der Regel keine Brücken,
Seen oder Flüsse berücksichtigen muss. Im Sommer
hat die Wegstrecke auf diesem Abschnitt mitunter
den Charakter einer breiten Wanderautobahn und
ist daher relativ leicht zu verfolgen. Im Winter ist es
noch einfacher: Die Skispuren/die Wintermarkierung
zeigen durch das breite Tjäktjavagge-Tal in Richtung
Süden. Nach vier Kilometern passieren wir einen
Rentierzaun, nach weiteren zwei Kilometern stehen
wir schon am Kuoperjåkka-Rastschutz.
Von nun an allerdings müssen wir, sommers wie winters, die Karte lesen können, da die Singi-
Hütten in einem großen Täler-Kreuz etwas hinter Kuppen und Hügeln versteckt sind. Der zuvor
genannte Rastschutz liegt auf der östlichen Seite des Tales. Wir können danach allmählich —
meist führt eine eindeutige Skispur nach dort — auf die westliche Seite des Tales zuhalten. Es
Kungsl.-Skitour (Ende April/Anf. Mai): Sälka
genügt, wenn wir dies in südwestlicher Schrägfahrt tun (nicht von Spuren verwirren lassen, die
östlich bleiben), so dass wir unterhalb des Mádir-Gipfels (1078 m) eine Brücke sehen.
Mit viel Fingerspitzengefühl für das Gelände (auf Ski- und Scooterspuren achten), sollten wir
nun, halb am Hang bleibend, halb dem Tal zustrebend, weiter flussabwärts ziehen. Schon nach
wenigen hundert Metern werden wir die Kårtjevuolle-Sami-Siedlung sehen. Einen Kilometer
weiter süd-südöstlich davon stehen dann die Singi-Hütten (44 Betten).
Bei sommerlichen oder herbstlichen Wanderungen bleiben wir östlich des Tjäktjajåkka und
folgen ausschließlich der Sommermarkierung, die uns geradewegs mit einem wunderschönen
Panorama-Blick auf die Kårtjevuolle-Sami-Siedlung zu- , hinunter- und daran vorbeiführt; bis wir
die Singi-Hütten erreicht haben. Singi-Koordinaten: Koordinaten N67.851109°, E18.31606°
6. Tag (Winter): Singi-Kebnekaise Fjällstation, 14 km, 4 - 5 Std.
Von Singi aus startet die markierte Strecke nach Osten, die Bergflanke hoch (im Sommer
ähnlich). Der Anstieg ist nicht schwer und erstreckt sich über drei Kilometer. Oben
angekommen, sind die Singi-Hütten schon vom Gelände verschluckt.
Unser Weg führt genau nach Osten in die Ládtjubahta-Schlucht. Wer sich am linker Hand
liegenden Singitjåkka-Massiv orientiert, kann gar nicht falsch gehen. Nach insgesamt sieben
Kilometern fällt das Gelände sachte, aber stetig abwärts.
Am Ende einer wunderbaren Gleitstrecke kommen wir in der südwestlichen Talhälfte des
Láddjuvággi an („vággi“ oder „vagge“ meint Tal). Die Kebnekaise Fjällstation (220 Betten) liegt
dann noch drei bis vier Kilometer im Nordosten des Tales (Sendemasten!)
Koordinaten für die Kebnekaise-Fjällstation: N67.868113°, E18.6204°
.
Kungsleden im Sommer – fast schon zu Tode geliebt. Hier zwischen Sälka, Singi und Kebnekaise
Die Kebnekaise–Fjällstation ist ähnlich populär (und stark frequentiert) wie die in Abisko. Auch
das System mit einerseits Hotel, andererseits Selbsthaushalts-Wandererheim ist identisch. Hinzu
kommt hier natürlich noch, dass die zum STF gehörende Fjällstation unterhalb von Schwedens
höchstem Berg liegt – dem 2097 m hohen Kebnekaise.
7. Tag: Kebnekaise-Nikkaluokta, 19 km, 4-5 Std.
Wer sich abschließend eine Belohnung genehmigen will, kann zusammen mit anderen
Skifahrern im »Keb« einen Schneescooter-Transport bestellen – bei:
https://nikkaluokta.com/fjaelltransport/vinter und so auf recht bequeme Weise nach
Nikkaluokta kommen (Busverbindung nach Kiruna: https://nikkaluoktaexpressen.se/). Die 19
Kilometer sind natürlich auch als Skiwanderung möglich, jedoch Ende April/Anfang Mai meist
schon sehr nass und pappig.
Und wie geht s nun im Sommer ab Singi weiter? So:
6. Tag: Singi-Kaitumjaure, 12,5 km, 4 Std.
Ab Singi wird es auf dem Kungsleden erstmals ruhiger, weil die meisten Wanderer doch nach
Kebnekaise abzweigen (gefühlt: rund 60 Prozent). Jedenfalls verläuft die sommerliche
Kungsleden-Route unschwer Richtung Süden und folgt dem Verlauf des Tjäktjajåkka (samisch:
Čeakčajohka – lautmalerisch klingt beides in etwa wie: Tschäck-tscha-jokka) bis zu seiner
Mündung in den Padje Kaitumjaure-See.
Vorläufig bleibt der markierte Weg auf der östlichen Talseite und führt zu Füßen der beiden
Berggipfel Stuor Avrrik (1354 m) und Stuor Jierta (1543) hindurch und allmählich auch immer
deutlicher abwärts Richtung Waldgrenze. Nach ungefähr acht Kilometern überquert man dann
eine Hängebrücke auf die andere, die westliche Talseite des Tjäktjajåkka und folgt dem Pfad
durch den Birkenwald weiter abwärts, bis man die Kaitumjaure-Hütten erreicht (26 -50 Betten).
Kaitumjaure-Koordinaten: N67.746527°, E18.295671°
Von der Lage her ein wirklich wunderschöner Platz und durchaus lohnenswert, einen Tag länger
zu bleiben. Einerseits, weil unterhalb der Hütten eine Art Delta-Land liegt (hier mündet auch
noch der von Westen kommende Kaitumjåkka-Fluss), weshalb durchaus die Chance besteht,
einen Elch zu sehen (Mucksmäuschenstille vorausgesetzt). Andererseits kann man im Wald
hinter den Hütten Birkenpilze finden oder auch Hjortron-, Blau- oder Preiselbeeren (je nach
Monat, in dem man unterwegs ist).
Birkenpilze
Distel / Hummel
Gelber Steinbrech
7. Tag: Kaitumjaure -Teusajaure, 9 km, 3 – 4 Std.
Der erste Teil der Wanderung nach Teusajaure führt zunächst am Kaitumjåkka-Fluss entlang
nach West-Südwesten und nach gut eineinhalb Kilometer über eine Brücke auf die andere
Talseite. Der Wegverlauf ist klar, weil er recht lange Zeit über einen mit Holzplanken verstegten
Pfad führt („Spångerna“ genannt). Das macht man in den skandinavischen Ländern in feuchtem
Gelände vorwiegend aus Naturschutzgründen. Andernfalls hätte man schon nach einer Saison
ein von Wanderern breit ausgetretenes, zerfurchtes Matschgelände.
Jedenfalls führt der Kungsleden allmählich aus dem Tal und aus dem Wald heraus und über eine
unschwer verlaufende Hochfläche weiter Richtung Südwesten. Bei Wind und Regen nicht
unbedingt so angenehm, aber nach knapp fünf Kilometer steht man bereits oberhalb des
Teusajaure Sees (samisch: Dievssajávri ). Etwas unvermittelt geht es dann durch den
bewaldeten Abhang ziemlich steil zu den Teusajaure-Hütten (26 -50 Betten) hinab, die
wunderschön, direkt am Nord-Nordostufer des gleichnamigen Sees liegen. Teusajaure-
Koordinaten: N67.694756°, E18.155433°
8. Tag: Teusajaure-Vakkotavare, 15 km, 5 – 6 Std.
In Teusajaure sollte man unbedingt etwas früher aufstehen und sich hundert oder zweihundert
Meter von den Hütten entfernt, am Strand, einen Platz suchen, an dem man für sich in aller
Stille, das Morgenlicht und die Morgenstimmung genießen kann. Während das gegenüber
liegende Ufer - wo dann der Kungsleden nach Vakottavare beginnt - noch eine ganze Zeit lang
im Schatten liegt. Hier ist/wird es im Übrigen zum ersten Mal notwendig, mit einem Boot über
zu setzen (was weiter im Süden noch häufiger der Fall ist).
Teusajaure - Morgenstimmung
Klar, man kann unverändert selbst rudern (drei Mal, damit auf jeder Seite immer ein Boot liegt),
aber selbst rudern ist natürlich wesentlich zeitaufwendiger als die (kostenpflichtige) Überfahrt
mit dem Motorboot des Stugvärds/der Stugvärdin.
Am gegenüber liegenden Ufer angekommen, steigt
der Weg nach Vakkotavare zügig durch den Wald
bergan und führt erneut – wie tags zuvor – auf eine
freie und ungeschützte Hochfläche bis auf 800
Meter hinauf. Wir befinden uns hier bereits mitten
im „Stora Sjöfallets Nationalpark“, der sich links und
rechts von uns über eine Fläche von 1278 km2
ausbreitet und ebenfalls zum „Welterbe Laponia“
gehört. (Siehe den Beitrag: „Jenseits der
Eilegrenze“).
Nach ungefähr vier Kilometern schlägt der Verlauf
des Kungsleden, am Rand einer kleinen Schlucht,
plötzlich einen Haken und führt zu einer knapp
fünfhundert Meter weiter unten liegenden
„Sommerbrücke“ (schwedisch: Sommarbro), die uns
zu einem kurzen Umweg zwingt. Diesseits des
kleinen Flusses geht es also nach rechts, zu dieser nur im Sommerhalbjahr installierten
Hängebrücke, jenseits davon, geht es nach links, zurück zum ursprünglichen Wegverlauf und
von da an weiter nach Süden.
Fast schnurgerade zieht sich der Weg über die Hochfläche dann doch sehr in die Länge.
Zwischendurch müssen kleinere Bäche überquert werden, doch erreicht man nach weiteren
knapp acht Kilometern den sich abzeichnenden Abstieg. Im Süden blitzen die Gletschergipfel des
Sarek-Nationalparks auf und rechter Hand reicht der Blick bis zum Akkajaure-See.
Auch hier wieder, wie tags zuvor am Teusajaure, kommt der eigentliche Abstieg nach
Vakkotavare erst ganz zum Schluss und verläuft, etwas anstrengend, recht steil nach unten. Die
STF-Hütte (11 – 25 Betten) liegt direkt an/ein paar Meter oberhalb der Straße von Gällivare nach
Ritsem (Padjelanta II), wo eigens die so wichtige Fjällbus-Haltestelle eingerichtet wurde.
Vakkotavare Koordinaten: N67.58169°, E18.100371° (Hier funktioniert auch das Handy wieder).
Touristische Angaben:
Zwar gibt es jetzt nicht mehr die berühmte Fjällbuslinie 93 unter der Regie von Länstrafiken
(für alle anderen Busverbindungen in Nordschweden bzw. ins Gebirge siehe immer:
https://www.ltbnd.se), dafür bedient nun das lokale Busunternehmen Falck aus Gällivare diese
Strecke (www.falcksomnibus.se - siehe dort unter „Road to Ritsem“ = www.roadtoritsem.com
und dann unter „Tidtabell“ ). Vakottavare liegt zwar knapp 150 km von Gällivare entfernt,
gehört aber - weil die kommunalen Flächen hier so riesig sind - zur Gemeinde von Gällivare.
Wichtig ist diese Buslinie deshalb, weil man dann am anderen Morgen von Vakottavare aus
Laponia -Sápmi -Samiland
nach Kebnats-Bryggan fahren kann (in Fahrtrichtung Gällivare also), um mit dem Boot nach
Saltoluokta über zu setzen, denn dort beginnt die Kungsleden-Route nach Kvikkjokk (siehe:
Kungsleden Nord-Süd, Teil 2). Je nach Saison fährt der Bus derzeit wohl ab Vakottavare um
10.50 Uhr oder um 14.00 Uhr, mit Ankunft in Kebnats-Bryggan um 11.45 oder 15.20 Uhr. Die
Ankunfts- und Abfahrtszeiten des Busses in Kebnats sind mit dem Fahrplan des Bootes „M/S
Langas“ – von oder nach Saltoluokta – perfekt abgestimmt.
Wer stattdessen nach Westen, nach Ritsem fahren möchte (Padjelantaleden oder
Nordkalottleden), besteigt in Vakottavare den Bus in Richtung Ritsem um 11.55 oder 16.40 Uhr,
mit Ankunft an der STF Fjällstation Ritsem um 12.30 oder 17.30 Uhr.
Lebensmittel: Normalerweise würde ich sagen, alles vorher entweder in Gällivare oder in Kiruna
einkaufen. Aber der Rucksack ist/bleibt wesentlich leichter, wenn man den nötigen Proviant
zwischendurch auf einer der Hütten längs des Kungsledens ergänzt. Alle haben ein Proviant-
Depot. Mal ein größeres, mal ein kleineres. Und die Preise sind natürlich wegen des
aufwendigen Transports in die Wildnis, höher als in einem städtischen Supermarkt.
Alle Bilder in Kungsleden 1a: ©Klaus Betz